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2022-11-07 16:13:52 By : Mr. yi li

Von Sarah Gairing Kategorien: Ernährung 31. Januar 2021, 18:15 Uhr

Reisanbau steht aufgrund seiner Ökobilanz immer häufiger in der Kritik. Problematisch für das Klima sind der hohe Wasserverbrauch und das freigesetzte Methan. Hier erfährst du, wie Reisanbau funktioniert und worauf du beim Kauf achten solltest.

Reis ist Grundnahrungsmittel für über 3,5 Milliarden Menschen und nach Angaben der FAO (Food and Agriculture Organization) neben Mais und Weizen eine der drei wichtigsten Getreidesorten weltweit. Reisanbau hat damit weitreichende Auswirkungen auf unser Klima.

Rund 90 Prozent der weltweiten Reisernte stammen laut FAO aus Südasien und Südostasien, mit China und Indien als größten Reisproduzenten. Nach Statistiken der OCE (Observatory of Economic Complexity) sind Indien und Thailand die wichtigsten Reisexporteure, die einen Großteil der weltweit gehandelten Reismengen bereitstellen.

Daneben wird auch in den USA, Lateinamerika, Afrika und Europa Reis angebaut. Die wichtigsten europäischen Reisproduzenten sind Spanien, Italien und Frankreich. Dort sind unter anderem folgende Reissorten zu finden:

Es gibt verschiedene Reisanbaumethoden, am häufigsten ist jedoch der Nassreisanbau. Die Bewässerung erfolgt je nach Standort unterschiedlich. Teils verlassen sich die Bäuer:innen auf natürliche Überschwemmungen, teils werden Felder künstlich über ausgeklügelte Bewässerungssysteme mit Wasser versorgt. Rund 75 Prozent der weltweiten Reisernte basiert auf künstlicher Bewässerung, wie Ferrero und Tinarelli in der Einführung ihres Buches „Pesticide Risk Assessment in Rice Paddies“ angeben. Das Wasser dient als natürlicher Unkraut- und Schädlingsschutz für die Pflanzen. 

Daneben gibt es den Trockenreisanbau, der sehr viel mühsamer und weniger ertragreich ist. Unkraut und Schädlinge werden nicht auf natürliche Weise abgehalten, weshalb mehr Dünge- und Pflanzenschutzmittel nötig sind. Ein Vorteil dieser Anbaumethode ist allerdings, dass weniger Wasser benötigt und weniger Methan ausgestoßen wird. Aufgrund der mageren Erträge wird diese Anbaumethode trotzdem weniger genutzt.

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Nassreisanbau: Wie funktioniert das genau?

Reis anzubauen ist sehr aufwändig und erfolgt in Asien häufig noch immer in Handarbeit.

Reis lässt sich ein- bis dreimal jährlich ernten, abhängig von Reissorte, Standortbedingungen und Anbaumethode. Nach der Ernte wird der Reis gedroschen und getrocknet. Anschließend werden die Spelzen in einer Reismühle entfernt, sodass das eigentliche Reiskorn samt Schale – dem sogenannten Silberhäutchen – übrig bleibt. Dieses Produkt wird als brauner Reis, Vollkorn- oder Naturreis verkauft. Meist folgt jedoch ein weiterer Arbeitsschritt, in dem Silberhäutchen und Keimling entfernt werden. Übrig bleibt der klassische weiße Reis, der länger haltbar, aber weniger nährstoffreich ist.

Laut öko-fair werden für ein Kilogramm Reis im Nassreisanbau 2.000 bis 5.000 Liter Wasser benötigt. Werden die Felder künstlich bewässert, kann dies zu einem sinkenden Grundwasserspiegel führen. Das stellt die ohnehin oft wasserknappen Anbauregionen oft vor große Probleme bei der Wasserversorgung. Auch der Energieaufwand für die künstlichen Bewässerungssysteme ist hoch.

Nach Angaben des International Rice Research Institute (IRRI) ist Nassreisanbau für rund zehn Prozent der weltweit vom Menschen verursachten Methan-Emissionen verantwortlich. Methan ist nach Kohlendioxid das zweitbedeutendste vom Menschen verursachte Treibhausgas und wirkt 21 Mal stärker als CO2, wie die Max-Planck-Gesellschaft angibt.

Grund für die hohen Emissionswerte sind die gefluteten Felder: Mikroorganismen zersetzen hier organische Substanzen unter Sauerstoffausschluss, wodurch sich Methan bildet. Wie viel Methan entsteht, hängt davon ab, wie lange die Felder unter Wasser stehen. Werden sie regelmäßig trockengelegt, wird auch weniger Methan produziert – ein einfacher Schritt, der die Reisproduktion bereits deutlich nachhaltiger gestalten würde. Allerdings ist dieser Mehraufwand für viele Kleinbauern in Asien kaum umsetzbar. Zudem werden übrige Spelzen nach der Ernte oft auf den Feldern verbrannt, was CO2 freisetzt.

Eine Übersicht des WWF macht das Ausmaß der Methan-Emissionen im Reisanbau deutlich. Sie zeigt die jeweiligen Mengen an Treibhausgasen auf, die bei der Produktion verschiedener Nahrungsmittel anfallen. Reis liegt mit 6,2 Kilogramm CO2-Äquivalenten pro Kilogramm deutlich höher als Kartoffeln (0,62 Kilogramm), Frischmilchprodukte (1,76 Kilogramm) oder gar Geflügelfleisch (4,22 Kilogramm).

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Weitere Probleme beim Reisanbau 

Reis weist im Vergleich zu anderen Getreidesorten oft hohe Arsengehalte auf. Grund dafür ist die Anbaumethode. Das stehende Wasser auf den Felder macht das im Boden enthaltene Arsen verfügbarer. So nehmen Reispflanzen über ihre Wurzeln besonders viel Arsen auf. Zudem wird teils arsenbelastetes Grundwasser zur Bewässerung eingesetzt, wodurch weiteres Arsen in den Reis gelangt. Weitere Infos zum Thema Reis und Arsen findest du in unserem Ratgeber.

Im herkömmlichen Reisanbau, vor allem bei den im großen Stil angebauten Hochertragssorten, werden zudem viele Dünge- und Pflanzenschutzmittel eingesetzt. Das belastet sowohl die Umwelt als auch die Gesundheit der Konsument:innen. Der Einsatz von Pestiziden führt außerdem dazu, dass kleine Fische und Krustentiere nicht mehr im Reisbecken überleben, die eine wichtige Proteinquelle für zahlreiche Kleinbäuer:innen Asiens darstellen.

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Bei diesen Anbietern findest du fair gehandelten und ökologisch produzierten Reis:

Ein Schritt in die richtige Richtung ist die internationale Plattform für nachhaltigen Reis (SRP), die einen Standard für nachhaltigen Reis entwickelt hat. Das Projekt unterstützt thailändische Reisbäuer:innen dabei, den Reisanbau ökologischer zu gestalten und setzt sich für bessere Arbeitsbedingungen vor Ort ein. Beteiligte sind Forschungsinstitute, große Unternehmen wie OLAM und internationale Organisationen wie die GIZ oder das Umweltprogramm der Vereinten Nationen.

Laut GIZ werden durch die Maßnahmen des Projekts bis zu 50 Prozent weniger Treibhausgase freigesetzt, der Wasserverbrauch sinkt um ein Fünftel und die Bäuer:innen kommen mit weniger Pestiziden aus. Gleichzeitig können die Kleinbäuer:innen ihre Gewinne steigern. Der Reis ist entsprechend zertifiziert und im Handel erhältlich. Zum Beispiel gibt die Marke Uncle Ben’s an, ihren Reis ausschließlich von Bauern zu beziehen, die von der SRP unterstützt werden.

Auch das thailändisch-deutsche Projekt Thai Rice NAMA verfolgt das Ziel, den Reisanbau nachhaltiger zu gestalten und es gibt weltweite Forschung zu „Anti-Methan-Strategien“.

Wenig Klimabewusstsein beim Thema Reis

Den Reisanbau auf einheitliche ökologische Standards umzustellen, ist gar nicht so einfach. Denn dafür gibt es zu viele einzelne Kleinbäuer:innen aus unterschiedlichen Ländern, in denen unterschiedliche Umweltauflagen gelten. Häufig fehlt in den weniger entwickelten Ländern Asiens auch das ökologische Bewusstsein und Reisanbau bedeutet für viele Kleinbäuer:innen in erster Linie Überlebenssicherung. So haben sie gar keine Kapazität, sich über Klimafragen Gedanken zu machen.

Umso wichtiger sind daher Projekte zu nachhaltigem Reisanbau, wie sie zum Beispiel die SRP umsetzt. Doch nicht nur auf Seiten der Produzenten ist das Thema Nachhaltigkeit wenig präsent. Auch wir als Konsument:innen sind uns wenig über die schlechte Ökobilanz von Reis bewusst – ganz im Gegensatz zu Produkten wie Palmöl, Avocados oder Fleisch, bei denen wir sehr viel sensibilisierter sind. Das sollte bei Reis nicht anders sein. 

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Schlagwörter: Gewusst wie klimaschutz Lebensmittel