Darauf fliegen wir

2022-11-07 16:14:21 By : Mr. sir su

Bis zum Schluss hatte Veranstalter Raiko Schwalbe gebangt, ob die Münchner Kunstmesse ARTMuc stattfinden darf. Sie darf. Bis 25. Oktober 2020 gibt‘s hier große Kunst auch schon zu kleinen Preisen

Für sie war es ein Karrieresprungbrett. Wie für die Ballerina, die die Tutzinger Künstlerin Martina Hamrik auf vielen ihrer Bilder fliegen lässt, bedeutete die erste ARTMuc-Kunstmesse vor sechs Jahren auch für sie ein Abheben auf die nächste Stufe. „Ich weiß noch genau, wie aufgeregt ich war, meine Schlaufenbilder auf dieser großen Messe zu präsentieren. Ob das ankommen würde. Tat es“, erzählt die 1967 in Kenzingen bei Freiburg geborene Wahlbayerin lächelnd. Diese Schlaufentechnik, durch die die Dynamik ihrer gemalten Figuren noch verstärkt wird, ist Hamriks eigene Erfindung, ein patentrechtlich geschütztes Design. Die Werke wirken dreidimensional, die Tänzerin scheint aus dem Bild zu springen. Da steckt ganz viel Energie und Lebensfreude in jedem Motiv. Vielleicht ist das der Grund, warum Hamrik in den vergangenen Monaten viele Anrufe von einstigen ARTMuc-Besuchern erhalten hat. „Durch das ständige Zuhause-Bleiben haben viele Menschen ja begonnen, es sich daheim etwas schöner zu machen. Und da fiel manchen mein Name wieder ein – meine Kunst ist ja auch dekorativ und, wie ich, recht positiv.“

Deshalb freut sie sich so sehr, dass die ARTMuc auch heuer stattfinden darf (die Aussteller hatten bis zuletzt gebangt). Jene Münchner Messe, bei der die einzelnen Künstler ihre Werke direkt, ohne Zwischenhändler, verkaufen können. Von Anfang an ist Hamrik dabei, hat bisher nur einmal pausiert. Weil sie den Veranstaltungsort, die ehemalige Seifenfabrik auf der Praterinsel, liebt („einfach wunderschön!“) und weil es auf keiner Messe so familiär zugehe wie hier: „Ich bin auch sonst auf vielen Messen unterwegs, aber die ARTMuc ist wirklich immer mein Highlight im Jahr. Alles ist superprofessionell, es läuft wirklich reibungslos und korrekt ab – und gleichzeitig sind alle Beteiligten freundlich, zugewandt, interessiert, hilfsbereit. Man kennt mittlerweile jeden – vom Security- bis zum Putzpersonal“, schwärmt sie. Konkurrenz zwischen den Künstlern? Im Gegenteil: „Wir tauschen uns aus, geben einander Tipps für mögliche andere Präsentationsorte; da ist schon so mancher schöne Kontakt entstanden. Klasse zum Netzwerken!“

Tatsächlich hat Martina Hamrik seit der ersten ARTMuc 2014 einige Galerien auf sich aufmerksam gemacht. „Das ist auch die Besonderheit der ARTMuc: Die Nähe zu meinem Wohnort und meinem Atelier in Gauting. Auf der Messe hat man ja immer nur eine begrenzte Anzahl von Bildern dabei; mein Atelier ist in der Nähe, und über die Jahre hinweg war es so, dass die Messebesucher dann direkt bei mir vorbeigeschaut haben.“ Basel, Wien, London – Hamrik verkauft mittlerweile international. Der Start aber liegt in München. Auch interessant: Auf der Artmuc 2021 in München kämpft eine Organisation für sauberes Trinkwasser.

Info: Im September gab’s bereits den re:start: eine Sonderausstellung im kleinen Format von Veranstalter Raiko Schwalbe, ein Test gewissermaßen für die ARTMuc, die er nun wie alle Jahre auf der Praterinsel durchführt. Bis 25. Oktober können 75 Künstler aus ganz Europa ihre Werke präsentieren. Unter strengen Hygieneregeln. Es dürfen immer nur zur vollen Stunde Gäste aufs Gelände gelassen werden. In der Zwischenzeit ist der Zugang möglich, wenn andere Gäste die ARTMuc verlassen. Geöffnet hat die Messe heute und Samstag von 11 bis 20, Sonntag von 11 bis 19 Uhr. Eintritt: 14 Euro, für Kinder unter 16 ist er frei.