Sachsens erste Biodiesel-Anlage wird versteigert.
Plauen/Dresden – Dem Scheich und dem Tankwart ein Schnippchen schlagen? Vor 24 Jahren hatten pfiffige Landwirte aus dem Vogtland eine zukunftsweisende Idee, für die sie zunächst belächelt wurden: Biodiesel aus Rapsöl. Zehn Jahre später boomte ihre riesige Anlage, doch dann warf ihnen die Politik nur noch Knüppel zwischen die Beine. In diesen Tagen kamen die Reste des beerdigten Zukunftsprojekts unter den Hammer.
Wegen der Agrarüberschüsse sollten die Bauern 1993 auf EU-Geheiß ihre Flächen stilllegen. Ein Schlupfloch ersannen sich die Vogtländer mit "nachwachsenden Rohstoffen": Sie gründeten eine Genossenschaft, die sie Bio-Kraftstoff Vogtland nannten. Selbst angebauter Raps sollte künftig ihr Diesel sein.
Etwa 80 Bauern nahmen Kredite auf, der Freistaat gab über eine Million Euro Fördermittel. Und es entstand bei Plauen Ostdeutschlands größte Produktionsanlage für Diesel aus Raps.
Die Bauern blieben allerdings selbst ihre besten Kunden, auch wenn einige Vogtländer aus anderen Branchen hier tankten.
Andreas Heinz (CDU), Mitbegründer und Landtagsabgeordneter: "Es hat ein paar Jahre mehr recht als schlecht funktioniert."
Plötzlich aber stieg der Ölpreis und Biodiesel boomte. Vor zwölf Jahren konnten die cleveren Landwirte ihre Kredite tilgen. Dutzende Firmen rüsteten ihre Fahrzeugflotte um. Doch kurz darauf wurde die Besteuerung der Biokraftstoffe eingeführt, das Geschäftsmodell geriet ins Wanken.
Dann kamen auch noch neue Motoren, welche den Bio-Diesel nicht mehr zuließen. Andreas Heinz blutet etwas das Herz, wenn er an das Platzen des Traumes denkt: "Mit der grünen Umweltplakette kam dann der Gnadenstoß." Vor zwei Jahren wurde die Produktion gestoppt.
Die Sächsische Grundstücksauktionen AG versteigerte in dieser Woche das ehemalige Zukunftsprojekt - die funktionsfähige Anlage wurde für den Schnäppchenpreis von 129.000 Euro angeboten. Bei 175.000 Euro fiel der Hammer.